Schon seit Jahrhunderten wird in Mitteleuropa nach der Heimat und auch der Herkunft Walthers von der Vogelweide gesucht. Der wichtigste Hinweis darauf ist zweifellos Walthers eigene unmißverständliche Aussage in einem seiner Gedichte, wonach er
“In Österreich singen und sagen lernte”    (L 32,14)

Was um das Jahr 1200 als „Österreich“ bezeichnet wurde, war im wesentlichen das heutige Niederösterreich mit Wien und dem Waldviertel – weitab von Südtirol und weitab auch von den anderen Bewerbern um die Heimat Walthers von der Vogelweide in Mitteleuropa, wie auf dieser Skizze gezeigt wird.

Für die Residenzen der Babenberger-Herzöge, die damals Österreich regierten, lag das Waldviertel sozusagen dicht vor der Haustür. Und genau in diesem Waldviertel deuten zahlreiche Fakten darauf hin, dass hier nicht nur die Heimat, sondern auch die Herkunft Walthers von der Vogelweide gewesen sein dürfte.

Im nördlichsten Teil dieses Waldviertels, einer Grenzlandregion zwischen Böhmen und Österreich, die im Mittelalter als „versus Boemiam“, („gegen Böhmen zu“) bezeichnet wurde, befand sich Anfang des 12. Jahrhunderts das große Gebiet der reichsunmittelbaren Grafschaft Raabs mit ihrer gleichnamigen Burg an der Thaya, zwischen dem Herzogtum Böhmen und der Mark Österreich gelegen.

 

 

 

(HHStA, josephinische Landesaufnahme 1772-82)


In diesem – ursprünglich fast den ganzen nördlichen Teil des Waldviertels beherrschenden – Hoheitsgebiet der Grafschaft Raabs waren schon früh von den deutschen Kolonisten zahlreiche Ortschaften gegründet worden, darunter auch, neben Waldkirchen nahe der Burg Raabs, ein Dorf namens „Walthers“, später „Waldhers“ genannt (in weiterer Folge wird dieses als „Walthers Nr. 1“ bezeichnet).


Beim Namen dieses Dorfes handelt es sich um einen jener (in diesem Teil des Waldviertels häufig auftretenden) sogenannten „genetivischen Ortsnamen“, die nach ihrem jeweiligen Gründer – in diesem Falle von einem Mann namens „Walther“ – benannt worden waren. Ursprünglich hieß dieses Dorf wahrscheinlich „Dorf des Walthers“, woraus dann im Laufe der Jahre allmählich die Kurzform „Walthers“ – im Volksmund bis heute „Waldhersch“ oder „Waldhirschen“ – entstand.

 

 

HHStA, Lehenbuch Herzog Albrechts IV.B 20, (Nr. 417, 1264 u. 751)

Dieses heute noch bestehende Dorf bei Waldkirchen war nachweislich Sitz eines kleinen Adelsgeschlechts, dessen Mitglieder und auch deren zahlreiche Nachkommen Gefolgsleute der Raabser Burggrafen waren. Neben verschiedenen Urkunden wird hier noch um 1390 ein „Pilgreim vom Walthers“ genannt.

Ebenfalls ein Walther, vermutlich ein Nachkomme des Gründers von „Walthers Nr. 1“ dürfte es gewesen sein, der etwas später im nördlichsten Zipfel des Waldviertels, nahe dem heutigen Litschau, ein Dorf gründete. Natürlich gab auch er diesem Dorf seinen Namen, eben Walthers, (in weiterer Folge als „Walthers Nr. 2“ bezeichnet). Vermutlich zu Beginn des 13. Jahrhunderts dürfte Walthers Nr. 2 bereits verödet gewesen sein, heute erinnert nur noch der Flurname „Waldhirschen“ und eine kurze Notiz in einer Urkunde von 1551 an dieses einstige, mittelalterliche Dorf.

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