Oberplöttbach
Die Kirchensiedlung Oberndorf lag zwischen den Ortschaften Oberndorf und Ober-Plöttbach. Wegen der geringen Entfernung von nur einem Kilometer zur Pfarrkirche gab es weder im Ort Ober-Plöttbach noch in der Ortschaft Oberndorf eine Kapelle.
Die 1150 erstmals urkundlich erwähnte Ortschaft, ein stattliches Mehrstraßendorf mit 58 Häusern, gehörte zur Gemeinde Oberndorf. Durch das in einer Mulde gelegene Dorf floß der Plöttbach. Auf dem kleinen Dorfplatz stand eine Nepomukstatue, weitere Bildstöcke und Bildsäulen befanden sich an umliegenden Straßen. Die Landgerichtsbarkeit über das Dorf wurde vom Stift Zwettl ausgeübt, die Herrschaft Ottenstein die Dorfobrigkeit. Zur Zeit der Entsiedlung zählte Ober-Plöttbach zusammen mit dem Ascherhof 316 Einwohner."
Anläßlich eines Heimaturlaubes im Jahre 1943 konnte ich sogar per Fahrrad ohne besondere Formalitäten mein Heimatdorf besuchen und mich von den Früchten der von meiner Mutter gesetzten Ribiselstauden laben. Von außen sahen damals die Bauernhäuser noch aus, als wären sie nach wie vor bewohnt. Keine kaputte Fensterscheibe! Nur der Ruf der Kirchenglocken, das bunte Lachen der früher hier so vielen Kinder und das Klappern der Pferde vor ihren Leiterwagen fehlte."
Abb. 247 Ober-Plöttbach. Im Hintergrund ist der Kirchturm von Oberndorf zu erkennen
Abb. 248 "Gruß aus Ober-Plöttbach", Ansichtskarte, Oberndorf wird darauf als "Klein Mariazell" bezeichnet, als nächstgelegene bedeutende Stadt wird nicht Zwettl, sondern Allentsteig genannt.
Kühbach
Kühbach war nach Döllersheim die größte entsiedelte Ortschaft: sie bestand 1938 aus 75 Häusern. Wohlhabende Bauern müssen die Bewohner gewesen sein, gab es doch im Ort 120 Pferde. Kühbach war ein Breitangerdorf, das sich dem gleichnamigen Bach entlangzog. Es war eine eigene Gemeinde, die zur Pfarre Oberndorf gehörte. Die Ortsbewohner gingen aber auch nach Stift Zwettl in die Kirche, wohin der Weg ebensoweit wie nach Oberndorf war.
Die erste urkundliche Erwähnung eines Kühbachers wird auf das Jahr 1204 datiert. 1415 gehörte Kühbach zum Sprengel der Pfarrkirche Döllersheim. 1263 verkaufte Gundakar von Starhemberg drei Lehen und eine Hofstatt zu "Chuebach" an Abt Konrad von Stift Zwettl. Das Kloster Lilienfeld verkaufte 1280 dem Stift Zwettl unter anderem auch Einkünfte in Chuepach. 1544 erwarb das Stift Zwettl von den Besitznachfolgern der Starhemberg, den Herren von Neideck, das Dorfgericht, die Vogtei und 16 behauste Lehen, 1601 auch das bis dahin zu Krumau gehörige Landgericht. An letzteres erinnert die alte Richtstätte, der südwestlich von Kühbach gelegene "Galgenberg". 1665 zählte der Ort 157 Einwohner.
Abb. 249 Kühbach mit Kapelle (Ansichtskarte)
Abb. 250 Kühbach mit der Schule. Auch diese Karte ist an Ferdinand Kreutzer, damals Kooperator von Thaya, gerichtet und wurde am Postamt in Stift Zwettl abgestempelt.
Abb. 251 Das Elternhaus von Pfarrer Ferdinand Kreutzer, Kühbach Nr. 17, im Oktober 1925
Außer der Brünnlkapelle in Oberndorf gab es im ganzen Pfarrgebiet nur in Kühbach eine Ortskapelle. Schon im Jahre 1650 kaufte sich die Gemeinde Kühbach eine Glocke, die sie am Lindenberg in einem neuerbauten Turm anbrachte. 1682 wurde an diesem Turm eine kleine Kapelle angebaut, die in den Jahren 1706 - 1710 vergrößert wurde. 1710 erbaten die Kühbacher in Passau die Erteilung einer Meßlizenz für bestimmte Feiertage und Wochen. Schon 1783 dürfte Kühbach zur Lokalie, zu einem selbständigen Seelsorgebezirk, erhoben worden sein: Am 28. Oktober 1783 erhob Kaiser Joseph II. die Lokalie Kühbach zu einer Pfarre und teilte ihr die Dörfer Söllitz und Nieder-Plöttbach zu. Doch bereits 1784 wurde diese Erhebung der Lokalie Kühbach zur Pfarre rückgängig gemacht, weil die Katholiken der Dörfer Söllitz und Nieder-Plöttbach bei ihrer alten Pfarre Döllersheim bleiben wollten. Daraufhin schlug Abt Rainer II. von Stift Zwettl vor, Kühbach der Pfarre Oberndorf zuzuteilen und die Lokalie Kühbach aufzuheben, was auch geschah. So wurde Kühbach endgültig von der Pfarre Döllersheim abgetrennt und nach Oberndorf eingepfarrt. Die Lokalie Kühbach dürfte kaum eigene Matriken geführt haben und auch keinen eigenen Friedhof gehabt haben. Im Jahre 1891 wurde die Ortskapelle erweitert. Sie erhielt einen größeren Turm, zwei Glocken und eine Turmuhr. Die Kapelle war ein rechteckiger Betraum mit dreiseitigem Abschluß. Sie war aus Bruchstein und Ziegeln gemauert. Das Langhaus hatte je zwei spitzbogige Fenster und ein abgewalmtes Ziegelsatteldach. Im Norden war der 1891 dem Langhaus vorgebaute Turm. Innen hatte die Kapelle eine flache Decke.
Heute ist die Lage der Kapelle noch erkennbar, Mauerreste sind teilweise noch vorhanden. Die Apsis war nicht halbrund, es waren nur die Ecken herein abgerundet.
Abb. 252 Die Kapelle in Kühbach vor Bekanntgabe der Aussiedlung im Jahre 1938
Abb. 253 Gföhlermühle am Kamp bei Kühbach, Pfarre Oberndorf
Abb. 254 Neuerrichteter Bildstock anstelle eines völlig zerstörten Bildstocks am Riemerhof bei Kühbach
Priester aus Kühbach
Aus der Pfarre Oberndorf stammten mehrere Priesterpersönlichkeiten. Pater Dr. Konrad Fischer, Zisterzienser von Stift Zwettl, dort im Jahre 1968 im 70. Lebensjahr gestorben, stammte aus Kühbach. Sein Vater war Volksschullehrer in Kühbach gewesen und somit auch Lehrer für den Knaben und späteren Priester Ferdinand Kreutzer. Ehrendechant Ferdinand Kreutzer wurde am 28. Mai 1905 in Kühbach Nr. 17 geboren. Zum Priester wurde er am 29. Juni 1931 geweiht, seine Primiz feierte er am 3. Juli 1931 in der Pfarrkirche in Oberndorf. Vom 1. Dezember 1951 - 31. August 1976 wirkte er segensreich als Pfarrer in Zeiselmauer. Als Pfarrer i.R. wohnte er in Zeiselmauer und war seelsorglich sehr viel in Muckendorf und als Aushilfspriester unterwegs. Ehrendechant Kreutzer wurde am 3. Dezember 1993 in Zeiselmauer zur letzten Ruhe bestattet. Seine Schwester Johanna starb 1995.
Abb. 255 Ehrendechant Ferdinand Kreutzer
Abb. 256 Mein Vorgänger in Roggendorf: Pfarrer Josef Dichler, noch als Student
Abb. 257 Pater Dr. Konrad Rischer
Abb. 258 Primizbild von Neupriester Ferdinand Kreutzer (3. Juli 1931): In der ersten Reihe auf einer Bank sitzend, v.l.n.r.: 1) Sein Bruder Johann Kreutzer (um 11 Jahre jünger) fand eine neue Heimat in Drösiedl bei Ludweis und ist im Jahre 1966 im 50. Lebensjahr gestorben, sein Sohn Karl lebt nun in Drösiedl; 2) ein Onkel; 3) Geistl. Rat Leopold Sielipp, der letzte Pfarrer von Oberndorf; 4) Anton Haller, der letzte Pfarrer von Döllersheim, damals Pfarrer in Bärnkopf – er stammte aus Ober-Plöttbach, Pfarre Oberndorf; 5) Der Neupriester Ferdinand Kreutzer; 6) Seine Schwester Johanna, die ihm den Haushalt führte; 7) Seine Eltern; 8) Seine Großmutter mütterlicherseits; 9) eine ihrer Schwestern; 10) Ihr Stiefbruder und dessen Frau. Hinter dem Bruder des Primizianten, Johann Kreutzer, steht der damaligen Theologiestudent Josef Dichler, der am 29. Juni 1934 zum Priester geweiht wurde und vom 1. August 1946 bis 3. Jänner 1967 Pfarrer in Roggendorf und somit mein Vorgänger war.
Steinberg
Steinberg, ein Ortsteil der Gemeinde Oberndorf, lag von dieser kaum eine halbe Wegstunde entfernt. Die verstreuten Gehöfte des Weilers waren von Wäldern umschlossen. 1286 erfolgte die erste urkundliche Nennung. Im Aussiedelungsjahr 1938 zählte Steinberg acht Häuser, die allesamt Oberndorfer Hausnummern hatten. Der Weiler wird als eine der 42 entsiedelten Ortschaften gezählt.
Abb. 259 Steinberg, Häuser Nr. 38, 31, 33 und 35
Abb. 260 Der Weiler Perweis stand einst unter der Ortsobrigkeit der Herrschaft Allentsteig
Perweis
Der Weiler Perweis,1380 erstmals in einer Urkunde genannt, gehörte zur Gemeinde und Pfarre Oberndorf. Bis 1768 hatte Perweis zur Pfarre Allentsteig gehört. Die Ortsbezeichnung dürfte von einem Mann namens Perwin stammen. Nach Süden hin lagen die Häuser frei, im Norden waren sie vom Wald abgeschlossen. Zur Zeit der Entsiedlung zählte Perweis 7 Häuser mit 35 Einwohnern.
Perweis ist in den 1970er und 1980er Jahren dadurch bekannt geworden, daß hier wiederholt Probebohrungen für eine mögliche Lagerstätte für Atommüll aus Zwentendorf oder für Sondermüll durchgeführt wurden.
Etwa einen halben Kilometer nördlich davon findet sich in alten Flurkarten der Ort Walthers, der bereits im Spätmittelalter wieder aufgegeben wurde. Heute gibt es ernstzunehmende Hinweise darauf, daß dieses verödete Dorf die Heimat des größten mittelalterlichen Dichters deutscher Sprache ist.
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... und über das Gebiet rund um Döllersheim: www.allentsteig.at www.walthers.at