Das Inventar der Pfarre Edelbach
Das gesamte Inventar konnte sich im August 1938 das Stift Zwettl nehmen. Es müßte sich also im Stift Zwettl und in einigen anderen der 13 Pfarren, die dem Stift Zwettl inkorporiert sind, befinden. Die Matrikenbücher und das sonstige Inventar der Pfarrkanzlei befinden sich im Stift Zwettl (Pfarrkanzlei und Pfarrarchiv). In den letzten Jahrhunderten scheint in Edelbach keine Pfarrchronik geführt worden zu sein.
Im September 1998 ersuchte Pfarrer Müllner seinen Priesterkollegen GR P. Ägid Traxler, Pfarrer in Siebenlinden, auf diesem Gebiet weiter zu forschen. Er wies ihn darauf hin, daß die Ölbilder, darunter auch das Bild des hl. Bernhard, sich heute alle im Stift Zwettl befinden. In der Folge erhielt ich im Mai/Juni 2001 von P. Petrus Gratzl von Stift Zwettl die prächtigen Farbbilder jener Ölgemälde, die vor der Aussiedelung die Pfarrkirche von Edelbach geziert hatten.
Hl. Benedikt (kleines Bild) und hl. Bernhard, Ölgemälde in kunstvoll geschnitztem Holzrahmen aus der ehem. Pfarrkirche Edelbach, heute vor der Chorkapelle von Stift Zwettl
Herz Jesu (kleines Bild) und Herz Mariä, Ölgemälde in kunstvoll geschnitztem Holzrahmen aus der ehem. Pfarrkirche Edelbach, heute vor der Chorkapelle von Stift Zwettl
Klemens Beuttler (1674), Maria mit dem Kinde. Ausschnitt aus dem Hochaltarbild (Ölgemälde) der ehem. Pfarrkirche Edelbach, seit 1938 gegenüber der Tür zur Bibliothek von Stift Zwettl
Der hl. Bernhard schaut Maria mit dem Jesukind. Ölgemälde, das sich bis 1938 – über dem Hochaltarbild Maria mit dem Kinde – in der Pfarrkirche Edelbach befand, heute im Tresorraum von Stift Zwettl
Monstranz von Edelbach, heute im Stift Zwettl (Foto P. Petrus Gratzl, 2001)
Ausschnitt aus der Monstranz von Edelbach, heute im Stift Zwettl
(Foto P. Petrus Gratzl, 2001)
Taufstein mit Kupferdeckel aus der Pfarrkirche Edelbach,
heute in Ober-Strahlbach (Foto P. Petrus Gratzl, 2001)
Luster aus der Pfarrkirche Edelbach, heute in der Pfarrkirche Siebenlinden
(Foto P. Petrus Gratzl, 2001)
Altarraumteile aus der Pfarrkirche Edelbach, heute in Kellerräumen von Stift Zwettl (Foto P. Petrus Gratzl, 2001)
Teile des Hochaltars der ehem. Pfarrkirche Edelbach, heute in Kellerräumen von Stift Zwettl
Teile des Hochaltars der ehem. Pfarrkirche Edelbach, heute in Kellerräumen von Stift Zwettl
Hl. Grab der ehem. Pfarrkirche Edelbach, heute in Kellerräumen von Stift Zwettl
Ebenfalls im Zisterzienserstift Zwettl, zu dem die Pfarre Edelbach gehörte, sollen sich 4 Holzplastiken der Evangelisten befinden – Photos davon liegen noch nicht vor. Der Luster von Edelbach befindet sich heute in der Pfarrkirche Siebenlinden bei Schweiggers, das steinerne Taufbecken (in der Form einer spätbarocken Muschelschale) in der Pfarrkirche Ober-Strahlbach. Auch die Glocken kamen nach Stift Zwettl. Sie mußten wahrscheinlich alle um das Jahr 1942 für Kriegszwecke abgeliefert werden.
Der Sockel der Mariensäule von Edelbach steht heute auf dem Areal der Martinek-Kaserne in Baden.
Altabt Prälat Bertrand Baumann erzählte mir im Herbst 2001, dass der Keller im Stift, in dem sich der alte Hochaltar von Edelbach befindet, ausgeräumt werden solle. Bei einer solchen Räumung würde alles zerbrechen, da starker Wurmbefall gegeben ist. Eine Wurmbekämpfung an Ort und Stelle wäre notwendig.
Der spätere Abt Ferdinand Gießauf ließ als Kaplan von Windigsteig den Altar aus der Kapelle in Lichtenberg entfernen, weil er wurmstichig war – es handelte sich damals um den Altar der ehemaligen Kapelle von Kühbach.
Der spätere Abt Bertrand Baumann ließ als Administrator von Gobelsburg den dort abgestellten Hochaltar von Groß-Poppen verscherbeln, weil er seiner Meinung nach nur ein Brettlaltar war.
Ich bitte meinen ehemaligen Schulfreund und jetzigen P. Prior von Stift Zwettl, den Hochaltar von Edelbach am jetzigen Ort durch Restaurierung zu retten.
Edelbach, Forschungsergebnisse 1998:
Das Jahr 1998 brachte für Edelbach interessante Forschungsergebnisse:
1. Gefangenenlager und Lagerfriedhof in Edelbach:
Am Donnerstag, den 5. Februar 1998, war ich bei Herrn Johann Bachtrog in Roggendorf Nr. 54 auf Besuch. Er erzählte mir: Ich war von Mitte oder Ende Juni 1945 bis 23. August 1945 als deutscher Kriegsgefangener mit 17 Jahren im Lager Edelbach. Ich wohnte westlich der Hauptstraße des Lagers in der Baracke 7 oder 10. In dieser Zeit musste ich auf dem Lagerfriedhof Edelbach, der hinter dem Verwaltungsgebäude, genau hinter dem Lazarett, nahe der Straße nach Göpfritz, also im Nordosten des Lagers war, öfter Gräber für verstorbene Kameraden ausschaufeln.
Im Sommer 1945 war im Kriegsgefangenenlager Edelbach ein ständiges Kommen und Gehen. Viele Soldaten mußten nach Rußland. Mich brachten die Russen am 23. August 1945 direkt nach Hause, weil ich in ihren Augen noch fast ein Kind war. Mein Entlassungsschein ist russisch geschrieben, trägt die Nummer 180 und das Datum 23. August 1945.
Herr Gend. Inspektor i. R. Johann Pfeiffer aus Allentsteig, sagte zu mir am 16. November 1998 in Roggendorf, seiner Erinnerung nach sei der Lagerfriedhof wohl im Osten des Lagers gewesen, aber gleich anschließend an die Nordseite des Zivilfriedhofes. Er glaube nicht, dass zwischen Zivilfriedhof und Lagerfriedhof Baracken gewesen seien. Er habe als junger Gendarm –als die Russen nach dem Staatsvertrag abgezogen waren – von Göpfritz aus öfter das Offizierslager in Edelbach, von dem noch alle Gebäude standen, inspizieren müssen, damit niemand ohne Erlaubnis der NÖ. Landesregierung Baracken abtrage. Die Russen hätten das Lager so verlassen, wie es am Ende der Nazi-Zeit war.
2. Zum Grab der preussischen Soldaten in Edelbach
Am 25. September 1998 wurde Pfarrer Müllner von der Aussiedlerin Stefanie Strasser, geb. Hartl, bestätigt: Das Grab der sechs preussischen Soldaten war an der Südmauer, rechts vom Eingang in die Kirche. Am Grab war ein schwarzes Kreuz aus Schmiedeeisen, rechts an der Außenmauer, wo drinnen schon der Altarraum war.
Frau Strasser, geb. Hartl, stammt aus Äpfelgschwendt 10. Und 44. Sie wohnte in Stollhofen 11, 3133 Traismauer. Im Jahr 1999 wird sie 80 Jahre alt.
Lokalaugenschein Edelbach, 26. Oktober 1998:
Brigadier Franz Teszar gab Pfarrer Müllner am Staatsfeiertag, nach der hl. Messe in Oberndorf, die Erlaubnis, auch in Edelbach fotografieren zu dürfen. Bei der Besichtigung bot sich Pfarrer Müllner folgendes Bild: In der Kirchenruine dürfte vor einigen Jahren das ärgste Gestrüpp herausgeschnitten worden sein. Das Blech des Kirchturmes ist stark eingedrückt, die Holzbalken darunter sind noch erhalten. Der Schutt im Altarraum müsste erforscht werden. Dringend notwendig ist es, den auseinanderfallenden Südostteil des Presbyteriums abzutragen und hernach an Ort und Stelle fachgerecht wieder aufzubauen.
Das Areal des alten Friedhofes in Edelbach interessierte mich besonders. Zwei große Kastanienbäume aus dem Jahre 1885 und einige jüngere Bäume sorgen dafür, dass der Friedhof teilweise wie ein ungepflegter Naturpark aussieht. Leider wird die Südwestseite des Friedhofes oft mit Panzern befahren. Seit Beginn der Matriken der Pfarre Edelbach im Jahre 1676 bis 23. August 1869 wurden dort 4.902 Ahnen der Aussiedler begraben, deren Namen in den Sterbebüchern verzeichnet sind; unter ihnen auch die Namen der sechs preussischen Soldaten. Ihnen allen würde die Errichtung eines Holzkreuzes gebühren.
Der ältere Friedhof, der sich im Süden an die Kirche von Edelbach anschloß. Das Kreuz markiert den Ort, wo die 6 preussischen Soldaten 1866 begraben wurden. Das Presbyterium sollte sehr bald vor dem weiteren Fall gerettet werden.
Der ältere Friedhof von Edelbach, Blickrichtung Osten, links ein Teil der ehemaligen Kirche, vorne rechts kleine Überreste der Volksschule.
Pfarrkirche Edelbach, Blick in Altarraum, Oktober 1998 (Foto Müllner)
Der Turmhelm der Pfarrkirche Edelbach liegt seit Oktober 1979 im Inneren der Kirchenruine.
Der jüngere Friedhof in Edelbach
Der jüngere Friedhof von Edelbach, einige hundert Meter nördlich der Pfarrkirche angelegt, wurde vom 15. September 1869 bis 1. August 1938 belegt, genau 1.700 Ahnen der Aussiedler, bzw. der Bewohner von Merkenbrechts, sind auf diesem Friedhof bestattet.
Der Offizier Franz Oberleitner hat vor Allerheiligen 1984 als Oberstleutnant begonnen, das Friedhofskreuz zu renovieren und die unmittelbare Umgebung zu kultivieren. Er konnte die Arbeiten einige Monate später als Oberst vollenden (für mich heißt die Fläche vor dem Friedhofskreuz daher Franz Oberleitner-Platz).
Im Jahre 1998 wurde der Friedhof zuerst von allen Sträuchern befreit, dann wurden die noch vorhandenen Grabeinfassungen entfernt. Sie lagen am 26. Oktober 1998 an den vier Ecken des Friedhofes. Brigadier Teszar und die Aussiedler, die noch großen Wert darauf legen, dass es die Gräber ihrer Ahnen, die auf diesem Friedhof bestattet sind, wenigstens als Denkmäler weiterhin gibt, dürften hier kaum zusammengearbeitet haben.
Momentan schaut der Friedhof schon etwas irritierend aus. Hinter dem Friedhofskreuz und den zwei mächtigen Linden, sind fünf Grabkreuze im Halbkreis aufgestellt. Nur das Kreuz der Familie König steht ungefähr dort, wo es über dem Grab stand.
Hoffnung erweckt der entstehende grüne Rasen, wenn er gepflegt wird. Es ist aber unbedingt notwendig, aus den geretteten Grabeinfassungen eine Art Friedhofsmauer zu machen, und die noch vorhandenen Grabsteine gleichsam als Säulen der Friedhofsmauer aufzustellen..
Die vier Steinhaufen an den vier Ecken des Friedhofes können und werden hoffentlich nicht so liegen bleiben, sonst könnten die wohlgemeinten Arbeiten einer Grabschändung sehr nahe kommen.
Trotz allem könnte der jetzt noch erkennbare jüngere Friedhof von Edelbach der zweite gepflegte Friedhof auf dem Tüpl werden. Dafür ein herzliches Vergelts Gott!
Auf dem jüngeren Friedhof in Edelbach wurden 1984/85 und 1988 Bäume und Sträucher entfernt, leider jedoch auch alle Grabeinfassungen. Danach wurde die gesamte Fläche eingeebnet und als Rasen gestaltet. Es bleibt zu hoffen, daß mit den noch vorhandenen Grabsteinen die Grünflächen eingesäumt werden.
Friedhofskreuz auf dem jüngeren Friedhof in Edelbach. Hinter dem großen Friedhofskreuz wurden 5 Kreuze im Halbkreis aufgestellt.
Foto Grabstein der Familie Grünwald, 1998 (Foto Müllner)
Grabkreuz der Familie König, steht noch ungefähr am ursprünglichen Standort.
(Bild links)Grabkreuz der Familie Kohl (Foto Müllner, 1998)
(Bild rechts)
Grabkreuz der Familie Vohsalo (Bild links)
Edelbach, jüngerer Friedhof. An den vier Ecken liegen steinerne Grabeinfassungen, Kreuzsockel und sogar einige Grabsteine aufgestapelt.
Schön wäre es, würde damit die Grünfläche des Friedhofs eingesäumt.
Die Anzahl der Bestatteten auf den Friedhöfen am heutigen Übungsplatz
1. Von der Gründung der Pfarren bis zur Einführung der Matriken- bücher (Geschätzt, da es ja in dieser Zeit keine Matriken gab!):
Pfarre Edelbach: Vor 1250 bis Ende des Jahres 1675: ca. 4.000 (geschätzt). Der Friedhof war zwischen Kirche und Schule.
Pfarre Groß-Poppen: Von 1332 bis Ende 1661 ca. 4.000
Pfarre Oberndorf: Von 1332 bis Ende 1755 ca. 4.000
Pfarre Döllersheim: Von 1313 bis Ende 1653 ca. 10.000
Zusammen: ca. 22.000
2. Seit der Führung der Matrikenbücher bis zur Zwangsauflösung der 4 Pfarren 30.241 Bestattete, deren Namen wir in den Matriken finden.
Pfarre Edelbach: Am alten Friedhof:: 1676 – 23. August 1869: 4.902
Am neuen Friedhof: 15.09.1869 – 01.08.1938: 1.700 (Gesamt: 6.602)
Pfarre Groß-Poppen: Am Friedhof um die Kirche: 1662 bis 1938: 4.308
Pfarre Oberndorf: Am Friedhof um die Kirche: 1775 bis 1940: 4.106
Pfarre Döllersheim: Am Friedhof in Döllersheim: 1654 bis 1942: 15.225
Auf allen 4 Friedhöfen wurden also 30.241 Vorfahren der Waldviertler und der Aussiedler bestattet, die wir namentlich aus den MATRIKEN kennen!
Insgesamt dürften auf den Friedhöfen des entsiedelten Gebiets mehr als 52.000 Menschen ruhen.
Ablösesummen für das Kirchen- und Pfründenvermögen
(erforscht am 27. September 1997 und am 15. Jänner 1998 von KR Johannes Müllner)
1) Pfarrgemeinde Edelbach: Das Stift Zwettl erhielt für die Pfarrkirche in EDELBACH, den dazugehörenden 3 ha, 56 a, 71 m² Kirchengrundstücken (lt. Inv. 1938), sowie für das Pfarrhofgebäude und die dazugehörenden 23 ha, 78 a und 92 m² (lt. Inv. 1938) insgesamt (DASP, 19 38: 7815) ..... RM 105.650,--
2) Pfarrgemeinde Groß-Poppen : Die Diözese St. Pölten erhielt am 10. Oktober 1938 für die Pfarrkirche Groß-Poppen, für den Pfarrhof und für die dazugehörenden 79 a und 60 m² Grundstücken (lt. Inv. 1930) insgesamt ...... RM 35.597,80
(DASP, 1953/1939). Für ev. Vorhandene Kirchengrundstücke – zu denen auf alle Fälle der Grund auf dem die Kirche stand, und auf dem sich der Friedhof befindet, gehört hatte – bekam die Diözese St. Pölten offenbar NICHTS; weil diese Grundstücke der Windhagschen Stipendienstiftung gehörten, die das Patronat innen hatte.
3) Pfarrgemeinde Oberndorf: Die Diözese St. Pölten erhielt für die Pfarrkriche in OBERNDORF, sowie für die offenbar vorhandenen Kirchengrundstücke, die aber im Inventar von 1929 nicht aufscheinen (DASP 1940:7360) ........ RM 65.315,03
Für das Pfarrhofgebäude und für die 22 ha, 39 a und 10m² (lt. Inv. 1929) dazugehörige Grundstücke erhielt sie (DASP, 1940: 7360) ...... RM 73.347,65
Zusammen also ........ RM 138.662,68
4) Pfarrgemeinde Döllersheim: Lt. Inventar 1942 hatte die Pfarre Döllersheim 12 ha, 32 a und 24 m² Grundbesitz. Ein Brief von Dr. Matthäus Litschauer, dem letzten Seelsorger von Döllersheim, vom 22. August 1942 an das bischöfliche Ordinariat, nennt als Schätzungsergebnis für PFARRKIRCHE und FRIEDHOF
......RM 35.000,--
Für die Pfarrpfründe samt Grundbesitz (DASP: 4755 und 4501) ..... RM 62.934,--
Zusammen also ......... RM 97.934,--
5) Pfarrgemeinde Franzen: Die Diözese St. Pölten erhielt für KIRCHE und PFARRE FRANZEN (DASP: 7357 imd DASP: 4501) am 7. August 1940 RM 51.368,30
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