Kein Kreuz auf dem Friedhof in Groß-Poppen?
Zur Forderung, auf dem Friedhof von Groß-Poppen wenigstens
ein Friedhofskreuz zu errichten, antwortete Brigadier Franz Teszar in einem Schreiben (18. September 1998 ):
Schlecht steht die Lage auch in bezug auf die Friedhöfe im Inneren des Tüpl. In Groß-Poppen geht nichts mehr, denn das ehemalige Kloster [sic!] liegt – so wie der frühere Friedhof – in der Nähe eines Hauptzielraumes der Artillerie und einer (allerdings selten benutzten) großen Panzerschießbahn. Obwohl auf diese Ruinen nicht direkt geschossen wird, kommt es – auch bei modernsten Artilleriegeschützen – immer wieder zu Fehlschüssen, sogenannten unvermeidlichen Ausreißern. Daher kann und will ich dort keinerlei Gedenkwerke hinstellen lassen, weder ein Kreuz noch eine ebenerdige, waagrechte Platte. Denn gerade als praktizierender Katholik (mit allen Fehlern und Sünden) möchte ich nicht, dass ein Kreuz oder ein Gedenkstein während der Zeit meiner Kommandoführung von einer Artillerie- oder Panzergranate getroffen wird. Ich habe das auch unserem Herrn Stadtpfarrer GR Josef Nowak, mit dem ich ein korrektes und gutes Verhältnis habe, gesagt. Zudem müsste ich, wenn ich "A" sagte, auch "B" sagen und den Zutritt dorthin gestatten – und das ist in diesem Raum schon wegen der Blindgängergefahr viel zu gefährlich und auch aus grundsätzlichen Erwägungen abzulehnen ...
In meinem Antwortschreiben vom 22. September 1998 schrieb ich an Brig. Teszar: ... Den Wehrmännern wird leider noch immer das Märchen erzählt, in Groß-Poppen hätte es ein Kloster [Johannes Keusch aus Roggendorf erzählte mir am 22. November 1998: Wir haben erst bei der letzten Übung gezielt auf das `Kloster´ in Groß-Poppen geschossen.] gegeben. Es gibt wirklich kein ehemaliges Kloster. Von Westen beginnend standen auf der Anhöhe: Das Schloß Groß-Poppen – die Pfarrkirche Groß-Poppen (im Norden, Osten und teilweise im Süden vom kirchlichen Friedhof umgeben) – die Volksschule und der Pfarrhof. Ehemalige Soldaten, die um 1961 eingerückt waren, haben mir auch schon erzählt, sie hätten auf das Damenstift geschossen. Das Mißverständnis stammt wohl daher, dass von den Kindern des Grafen Windhag, dem das Schloß in Groß-Poppen gehörte, nur eine einzige Tochter überlebte, die aber zum Leidwesen des Grafen von Windhag in ein Kloster in Tulln eintrat (Seite 91 in meinem Buch).
Gerade als SÜHNE dafür, dass in Groß-Poppen die Kirche und der Friedhof sicher nicht nur von unvermeidlichen Ausreißern zusammengeschossen wurden, wäre die Errichtung eines festen niedrigen Traversenkreuzes oder eines Gedenksteines sehr sinnvoll. Sogar die Mehrheit Deiner Unteroffiziere ist für die Errichtung eines Kreuzes (Die entweihte Heimat, S. 116). Du brauchst bestimmt keine Angst haben, dass Du auch den Zugang dorthin gestatten müßtest, denn im jetzigen Zustand des Geländes kommt ohnehin kein Mensch hinauf. Das Kreuz aber wäre sichtbar für alle, die in den symbolischen Friedhof, in den Keller gehen.
Wenn Deine Vorgänger kaum ein schlechtes Gewissen gehabt hatten, als sie aus der Kirche eine S c h u t t g r u b e machten, brauchst auch du kein schlechtes Gewissen haben, wenn das Sühnekreuz einen Treffer abbekommen sollte. Auch das Kreuz im Schäffer/Floh-Keller in Groß-Poppen hat vor einigen Jahren einen Treffer abbekommen, trotzdem wird es weiter verehrt ...
Republik Österreich, was tat ich Dir? Überreste der oft von Panzer- und Artilleriegranaten getroffenen ehemaligen Kirche in Groß-Poppen. Eine Abbildung von 1959 zeigt Kirche und Schloß noch als hochragende Ruinen (Fotos Müllner 1995 oben und Nechuta 1959 unten).
Friedhof Groß-Poppen, Sockelstein für ein gußeisernes Grabkreuz (Foto Müllner, 1995)
Der Unteroffizier Elmar Peter legt auf dem Friedhof Groß-Poppen eine Grabeinfassung frei. Kaplan Hans Lagler beim Gedenkgottesdienst 60 Jahre Aussiedelung am 20. Juni 1998 in der Friedenskirche Döllersheim: Auf den Friedhöfen sind ja nicht irgendwelche Menschen begraben..., sondern die Eltern und Verwandten vieler Menschen, die da heute mitfeiern. (Foto Müllner, 1995)
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