Der Diktator läßt Spuren verwischen

Zur Behauptung, die Errichtung des bis heute bestehenden Tüpl habe absolut nichts mit der Person Adolf Hitler zu tun, lieferte ein Beitrag in der ZDF-Sendung History am 5.11.2000 ein interessantes Gegenargument. Dort  hieß es zur Korrektur von Hitlers Ahnentafel, in der der Name Salomon aufschien, wörtlich:

Unklar bleibt, wer wirklich des Vaters Vater [=Hitlers Großvater] war. Der Diktator läßt Spuren verwischen. Seit August 1938 ist die Heimat der Ahnen Truppenübungsplatz. Döllersheim im Waldviertel, nach der  Zerstörung – symbolischer Kahlschlag in der Ahnenfrage. Doch die Familie läßt Hitler nicht los. Ein naher Verwandter erpreßt den Diktator jahrelang....

Knopp Guido (Moderation), Beitrag zur Forschung über Adolf Hitlers Familiengeschichte, in History, ZDF-TV, 5. November 2000

Zwei ehemalige Bundesheersoldaten erinnern sich

Herr Alfred Tesar, Tischler in Pension, wohnhaft in Wien, war am Montag, den 3. August 1998 bei einem Taufgespräch in der  Pfarrkanzlei in Roggendorf. Dort sah er mein Buch liegen. Er begann sofort zu erzählen:
Im März 1958 musste ich mit meinem Freund Karl Gungal aus Eggenburg zum österreichischen Bundesheer einrücken. Viele  Soldaten schliefen in der Kirche in Edelbach und in einigen kleinen Häusern oberhalb oder in der Nähe der Kirche, weil in der Kirche alleine für uns alle zuwenig Platz gewesen wäre. Wie in der Kirche fehlten auch in  den Häusern alle Türen. Die Fenster hatten kein Glas mehr. Der Steinrahmen der Tür war noch in der Südmauer, die Mauer selbst war außen noch verputzt. Die Soldaten mussten auf dem Fußboden schlafen. Sie lagen auf  Strohballen und sahen auf das Dach hinauf, da das Langhaus der Kirche keine Gewölbe mehr hatte. Der Dachstuhl hatte noch die Tram(Balken), die Latten und die Ziegel. Das Ziegeldach war zerschossen und hatte Löcher,  besonders südlich vom Turm. Ich schlief mit meinem Freund Gungal in einem kleinen Haus oberhalb der Kirche. Mein Zimmer hatte 2 Fenster ohne Glas, im Zimmer meines Freundes war wenigstens noch der Fußboden drinnen.  Fenster und Türen waren durch Strohmatten ersetzt.

Am Mittwoch, den 5. August 1998 führte ich mit Herrn Karl Gungal ein Telefongespräch. Er sagte: Ich bin im März 1958 mit meinem Freund Tesar zum österreichischen Bundesheer  eingerückt. In Edelbach dürften wir eher im April 1958 gewesen sein. Dir Kirche hatte noch ein Dach. Weil in der Kirche nicht für alle Platz war, schliefen wir in den zusammengehauten Häusern in der Nähe der Kirche  auf Strohballen. Diese waren aus frischem Stroh und ½ Meter dick. Wir schliefen im April 1958 bei offenen Fenstern. Andere Soldaten stellten Strohmatten auf anstelle der fehlenden Fenster und Türen. Rundherum um die  noch vorhandenen Bauten war alles mit Stauden verwachsen.

Oberstleutnant Oberleitner im Originalton
Mitte September 1998 entdeckte Pfarrer Johannes Müllner eine  Audio-Cassette aus der Zeit seiner Feldforschungen im Gebiet der Entweihten Heimat, dem heutigen Truppenübungsplatz im Waldviertel.

Der damalige Oberstleutnant Oberleitner und er standen am Montag, dem 20. August 1984, um 15:30 Uhr vor der demolierten Südmauer der Kirchenruine in Edelbach. Pfarrer Müllner hatte seinen Cassettenrecorder  eingeschaltet. Es entwickelte sich folgendes Gespräch:

Demnach müssten zumindest Teile der Südmauer der Kirchenruine von Edelbach irgendwo in Wien wieder aufgebaut worden sein. Wahrscheinlich hat diese Schule auch das spätgotsiche Sterngewölbe über dem Altarraum aus dem  15. Jahrhundert – oder nur die Rippen? – abgebaut.

...an Lostwogn voi mitgnumma

Als ab 1938 die 43 Ortschaften des Truppenübungsplatzes Döllersheim Allentsteig ausgesiedelt wurden, war Herr Krammer nach der Räumung der Dörfer befugt, alle Holzstatuen aus den Kapellen und Marterln zu entnehmen,  sie zu sammeln und auf seinem Dachboden zu lagern, weil er Vorbeter war. So lagen sie dann nach dem Krieg auf dem Dachboden herum, und Johann Krammer verkaufte sie einem Altwarenhändler, `weil i mir gsogt hob, i bin  froh, wauns weg san vom Hausbodn. Er hot eh net vü hergebn und hot an Lostwogn voi mitgnumma.´ Beim Ausräumen der Kapellen ist viel ruiniert worden.

Friedrich Polleroß, 700 Jahre Marktgemeinde Neu-Pölla, 1997, S. 267-268

Pfui Teufel
Nachdem die Russen abgezogen sind, hat die Wirtschaftskammer eine Fahrt ins Waldviertel  veranstaltet für Journalisten. Der Dr. Anton Denk, der damals für die Region sehr rührig war, hat beim damaligen Abt Bertrand Koppensteiner einen Empfang für die Journalisten vorbereitet. Abt Bertrand war schon ein  älterer Herr und recht weh beinander. Beim Empfang stellt der Dr. Denk dem Abt die Journalisten vor, der erste kommt von der Volksstimme und der nächste war offensichtlich ein Katholik und hat in den  Vorkonziliarzeiten gewusst, wie er mit einem Abt umgehen muss, küsst ihm den Ring, verneigt sich tief usw. und der Abt Bertrand fragt ihn: Von welcher Zeitung kommen Sie? Ich komme vom Volksblatt. Abt Bertrand zuckt zurück, wird ganz bösartig und sagt: Pfui Teufel, pfui Teufel. Sie haben letzten Samstag einen positiven Bericht über den Truppenübungsplatz gebracht. Die haben uns ein Drittel unseres Grundes gestohlen, pfui Teufel, pfui  Teufel. Abt Bertrand geht weg und der Mann von der Volksstimme sagt zu jenem vom Volksblatt: Siehst, hättest ihm den Ring nicht geküsst, hättest keine Schwierigkeiten gehabt.

P. Maximilian Krausgruber, Anekdote in Das Wunder von Zwettl. Besuch in einem der schönsten Zisterzienserstifte Österreichs, in: Unser Waldviertel. Zeitung für Kunst und Kultur,  Wirtschaft und Fremdenverkehr 7/2001, S. 13

 

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Zeitzeugen

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