(Stiftsarchiv Zwettl Flurkarten Nr.1)

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Es gibt sogar zwei nahezu idente, im 17. Jahrhundert von den Mönchen des Stiftes Zwettl im nördlichen Waldviertel gezeichnete und notariell beglaubigte Karten dieses Dorfes WALTHERS Nr. 3. Von ganz besonderen Interesse auf diesen beiden Karten aber ist die (im Bild links unten eingerahmte und mit Nummern versehene) Beschreibung der Fluren, allen voran die direkt am Ortsrand beginnende Vogelwaidt (Nummer 12).

Ein zum besseren Verständnis vergrößerter und bearbeiteter Auschnitt einer der beiden Karten zeigt deutlich, die enge Verbindung von WALTHERS Nr. 3 mit seiner Vogelwaidt, sogar einer der beiden an den Dorfenden liegenden Gemeindebrunnen befand sich bereits in dieser Vogelwaidt.

Hier mußte geradezu zwangsläufig der Name „Walther von der Vogelweide“ entstehen.

 

 

 

 

Franziszäischer Kataster (1825) NÖLA StA; 187,479,500, V.O.M.B. ergänzt und mit Text versehen

 Druckversion A4 ursprünglicher Kataster - 60K

Dieser Ausschnitt aus dem Franziszäischen Kataster von 1825 zeigt den engen Zusammenhang des Dorfes WALTHERS Nr. 3 mit seiner 5 bis 6 Quadratkilometer (!!!) großen Vogelweide. Im Bild rechts oben befindet sich eine mit „Öd“ bezeichnete rechteckige Fläche, die der Standort des zur Vogelweide gehörenden Hofes, der Sitz des Dorfgründers Walther, gewesen sein dürfte.

Bemerkenswert auf dieser Karte ist die am unteren Rand in der Vogelweide befindliche Häusergruppe Perweis, auf die wir noch zurückkommen werden. Alle schwarzen Dreiecke auf dieser Karte sind urkundliche Nennungen der Vogelweide.

Das Zisterzienserstift Zwettl, 1137/38 als erstes der drei heute noch bestehenden Stifte im oberen Waldviertel gegründet, liegt von WALTHERS Nr. 3 (auf den alten Wegen) etwa 12km entfernt, also sozusagen vor der Haustür. Hier könnte Walther seine unzweifelhaft vorhandenen Kenntnisse der lateinischen Sprache und Literatur sowie musikalische Grundkenntnisse erworben haben. Im Vordergrund ist die – von den Mönchen des Stiftes im 12. Jahrhundert erbaute – Brücke über den Kamp zu sehen, die noch heute dem Straßenverkehr dient.

 

 

(Stiftsarchiv Zwettl Cod. 164, fol.30v)

In einem Codex des Stiftes Zwettl aus dem 12. Jahrhundert findet sich als Randnotiz die teilweise auf Rasur stehende Professformel „Ich verspreche Beständigkeit“ eines Schreibers Walther: „Ego Frater Walther“ („Ich Bruder Walther“) ist lesbar, das „promitto“ steht auf Rasur (d.h. wurde nachträglich ausradiert), das „stabilitatem“ wurde gar nicht mehr geschrieben. Der volle Wortlaut dieser Professformel findet sich im Codex ein paar Seiten später von einem Frater Otto: „Ego Frater Otto promitto stabilitatem“. Nun könnte man der Phantasie die Zügel schießen lassen und annehmen, dass dieser Frater Walther aus irgendeinem uns nicht bekannten Grund plötzlich keine Beständigkeit mehr versprechen konnte oder wollte und vielleicht sogar das Kloster verlassen hat.

Fest steht jedenfalls, daß auch einer der größten Gönner Walthers, nämlich Bischof Wolfger, sich nachweislich mehrmals im Stift Zwettl aufhielt – und dabei Walther kennengelernt haben könnte. Am 12. November 1203 erhielt Walther von diesem Bischof Wolfger in Zeiselmauer bei Tulln jene 5 „solidi longi„ für einen Pelzrock geschenkt, die in den bekannten Reiserechnungen des Bischofs vermerkt sind: „sequenti die apud Zei[zemurum] Walthero cantori de Vogelweide pro pelicio. v. sol. longi“.

Das karolingische Zählpfund war damals in Bayern und Österreich nicht wie allgemein üblich in 20 sogenannte „solidi breves“ (kurze Schillinge) zu 12 denarii – gesamt 240 denarii – unterteilt, sondern in 8 sogenannte „solidi longi“ (lange Schillinge) zu 30 denarii – ebenfalls 240 denarii. Es war dies tatsächlich ein überaus großzügiges Geschenk, mit dem man damals nicht nur einen teuren Pelzrock, wie ihn etwa auch Bischof Wolfger trug, kaufen konnte, sondern zum Beispiel auch ein gutes Pferd. Zugleich stellt diese Nachricht auch das einzige bisher bekannte außerliterarische Zeugnis für Walther von der Vogelweide dar.

Bischof Wolfger war ein Freund der Jagd mit dem Falken, im Mittelalter „Beizjagd“ genannt (eine Sportart in vornehmen Kreisen so populär wie heute Golf) und ließ sich nachweislich bei seinen Reisen stets von eigenen Falknern und Falken begleiten, um dieser Jagdleidenschaft, wann immer es möglich war, nachgehen zu können.

Auch Kaiser Friedrich II., ein weiterer Gönner Walthers, der ihm um 1220 ein Lehen in Würzburg schenkte, war ebenfalls ein großer Freund der Beizjagd und verfasste sogar das berühmte sechsbändige Fachbuch über die Falknerei „De arte venandi cum avibus“.

 

 

 

(Stiftsarchiv Altenburg, AB 8, C 13)

Es ist naheliegend, dass der aus dem niederösterreichischen Erla stammende Bischof Wolfger auch bei seinen Aufenthalten in Zwettl seiner Jagdleidenschaft frönte und so auch vielleicht in der Allentsteiger Vogelweide bei WALTHERS Nr. 3 der Beizjagd nachging.

Bedeutung und Umfang dieser großen Allentsteiger Vogelweide werden auch aus der Tatsache ersichtlich, dass sogar noch 1587 hier ein kaiserlicher Falknermeister – Hans Hager – tätig war, der mehrere Monate hindurch immer wieder den Kaiser (vergeblich) um Bezahlung der auf 2000 Gulden angewachsenen Aussenstände in der kaiserlichen Falknerei drängte – ein Beweis für Umfang und Bedeutung der Allentsteiger Vogelweide. 

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